Die ersten 4 Strophen zählen jeweils 12 Verse, die letzte nur 11.
Hat Hölderlin, der seine Gedichte sonst so streng mathematisch anlegte, hier etwa geschlampt? Oder könnte der fehlende letzte Vers etwas mit der Aussage der letzten Strophe zu tun haben?
Durch den fehlenden letzten Vers entsteht eine Leerstelle, die tatsächlich gut an das in der letzten Strophe aufgerufene Bild anschließt: Sie endet am Meeresufer, das zugleich »gibt und nimmt«, Erinnerungen anspült und wieder mit sich fortträgt. Auch der letzte Vers wurde scheinbar von den Wellen fortgetragen. Die damit entstandene Leerstelle kann jeder selbst mit eigenen Erinnerungen auffüllen.
Das Ende der letzten Strophe ist aber auch ein Statement des Autors: »Was bleibet aber, stiften die Dichter«. Ein selbstbewusster Satz in einer Zeit, in der, verursacht durch die Französische Revolution, doch so vieles im Umbruch war. Die Aussage ist in die Zukunft gerichtet. Das Bleibende, das Werk der Dichter, muss erst noch geschaffen werden. Der fehlende 12. Vers könnte somit auch darauf hinweisen, dass noch etwas aussteht.