Das Reisen zu Hölderlins Zeit
Eine Rechnung für Schuhe aus Hölderlins Pflegschaftsakte im Stadtarchiv Nürtingen
Hölderlin war ein sportlicher Wanderer, der Strecken von bis zu 50 km am Tag zurücklegen konnte. Eine Reise, allein der Bildung, Inspiration und Neugier wegen, wie sie Goethe mit seiner gut 1 ½-jährigen Italienreise zur gleichen Zeit unternahm, konnte sich Hölderlin nicht leisten. Doch hat Hölderlin auf seinen Fußmärschen von einer Hauslehrerstelle zur nächsten viele Eindrücke gesammelt. Das Gesehene und Erlebte hat er teils schon währenddessen in Stichworten festgehalten.
Dass Hölderlin diese Strecken zu Fuß und nicht etwa mit der Kutsche zurückgelegt hat, war sicherlich nicht nur eine finanzielle Entscheidung. Hölderlin war ein großer Naturliebhaber, den es immer wieder ins Freie hinaustrieb und der daraus wichtige Impulse für sein Schreiben errang.
Seine Gedichte changieren oftmals zwischen einem Sehnen nach Weite auf der einen Seite und dem Heimweh auf der anderen Seite. Selbst in den letzten 36 Lebensjahren im Tübinger Turm, in denen er keine großen Wanderungen mehr unternahm, ging er oft stundenlang am Neckarufer vor dem Haus auf und ab.
Hölderlins Leben in Orten
1770
Geburt in Lauffen am Neckar
1774
Umzug nach Nürtingen
1784
Eintritt in die Klosterschule Denkendorf
1786
Eintritt in die Klosterschule Maulbronn
1788
Studium am Evangelischen Stift Tübingen
1793
Hauslehrer in Waltershausen
1794
Begegnungen mit Schiller und Fichte in Jena
1796
Hauslehrer in Frankfurt am Main
1798
Bad Homburg
1800
Rückkehr nach Nürtingen
1801
Hauslehrer im schweizerischen Hauptwil
1802
Hauslehrer in Bordeaux
1802
Rückkehr nach Nürtingen
1804
Hofbibliothekar am Homburger Hof
1806
Behandlung im Universitätsklinikum Tübingen
1807
Aufnahme im Haus der Familie Zimmer, heute: Hölderlinturm Tübingen
1843
Hölderlin stirbt in Tübingen