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Neologismus und Oxymoron

Unter den Adjektiven des Gedichts findet sich auch ein sehr ungewöhnliches Wort: »heilignüchtern«. Es verbindet zwei Eigenschaften, die eigentlich schwer zueinander in Verbindung gebracht werden können. Kann etwas zugleich »heilig« und »nüchtern« sein? Eine solche Kombination zweier widersprüchlicher oder sich gegenseitig ausschließender Begriffe nennt man »Oxymoron«.

Zugleich ist »heilignüchtern« aber auch eine von Hölderlins zahlreichen »Wortneuschöpfungen«. Man nennt sie auch »Neologismen«. Hölderlin liebte es, durch die Kombination bestehender Wörter neue ungewöhnliche und einzigartige Begriffe zu kreieren.

Neben »heilignüchtern« gibt es bei Hölderlin auch das Wort »heiligtrunken«. Es stammt aus dem Gedicht ›Brod und Wein‹:

Aber sie [die Nacht] muß uns auch [...]

die Vergessenheit und das Heiligtrunkene gönnen,

Gönnen das strömende Wort, das, wie die Liebenden, sei,

Schlummerlos und vollern Pokal und kühneres Leben,

Heilig Gedächtniß auch, wachend zu bleiben bei Nacht.

Weitere Neologismen mit »heilig«:

heiligduldend
heiligfrei
heiliggenötigt
heiliggesetzt
heiligglücklich
heiligjugendlich
heiligkühn
heiligliebend
heiligschön
heiligtrauernd
heiligvermählt
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